Mit dem „Blue Train“ geht es durch und über Berge. Tropischer Bergregenwald, dazwischen akkurat angelegte Teeplantagen, rauschende Wasserfälle und idyllische Orte mit so klangvollen Namen wie „Ella“ und „Nuwara Eliya“: Es gibt viel zu sehen!
Fotos: © Michael Schulze
Nuwara Eliya, kurz „Nureliya“
Durch kleine, geschäftige Städtchen, entlang an Kautschukplantagen, über Brücken, die einen herrlichen Einblick in die Pflanzenwelt am Ufer der Flüsse geben und durch üppige Tropenlandschaft erreichen wir mit unserem Guide und Fahrer die höchstgelegene Stadt Sri Lankas: Nuwara Eliya. Die „Stadt über den Wolken“, so die Übersetzung, liegt inmitten von Teeplantagen, Gemüsegärten und Bergregenwäldern, am Fuße des höchsten Berges Sri Lankas, des Mt. Pidurutalagala, 2.524m. Sie ist die Distrikthauptstadt des Zentralen Berglandes und wird oft kurz „Nureliya“ genannt.
Fotos: © Michael Schulze
Britisches Flair
Der britische Charakter ist in dieser 27.000 Einwohner zählenden Stadt so gut erhalten wie nirgends auf der Insel. Wen wundert´s? Das kühle Klima der Höhenlage, durchschnittlich plus 15°C schätzten die Briten bereits im 19. Jahrhundert.
Fotos: © Michael Schulze
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High Tea
Die „Tea Time“ im Grandhotel solltet ihr nicht verpassen. So wie heute wird sicherlich seit 1891 „High Tea“ zelebriert. Nur die Gäste und deren Outfits haben sich etwas geändert.
Fotos: © Michael Schulze
Britische Kolonialzeit von 1815-1948
Die Insel Ceylon war seit 1640 eine Kolonie der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Als die Niederlande Ende des 18. Jahrhunderts vom postrevolutinären Frankreich besetzt wurden, endete die Niederländische Kolonialzeit und Ceylon (Sri Lanka) wurde als Batavische Republik, eine französische Tochterrepublik ausgerufen. Die Streitigkeiten in Europa hatten aber weiterhin gravierende Folgen für die idyllische Insel Südostasiens. So wurde sie 1813 in Folge des Britisch-Französischen Kolonialkonflikts, bis auf das Königreich Kandy, britische Kolonie. 1815 eroberten die Briten das Königreich Kandy und der letzte sri-lankische König wurde verhaftet und nach Indien gebracht.
Der Anbau von Kaffee in Plantagen begann, die Bergregion war dafür favorisiert. Da die stolzen Singhalesen nicht bereit waren den neuen Herren aus Europa auf deren Plantagen zu dienen, fehlten Arbeitskräfte. So warben ab 1840 die britischen Kolonialherren indische Tamilen zur Arbeit auf den Plantagen auch zum Straßen- und Eisenbahnbau an. Familien meist der untersten Kaste, der Parias verließen ihre Heimat in Südindien, siedelten im Hochland von Ceylon. Nachdem eine Krankheit die Kaffeeplantagen vernichtete, lösten 1860 Teeplantagen den Kaffeeanbau ab. Von nun an wurde der Ceylon-Tee wegen seiner hervorragenden Qualität weltweit bekannt und berühmt.
Fotos: © Michael Schulze
Tamilen heute, gestern, vorgestern
Tamilen im 19. Jahrhundert
Die erst Mitte des 19. Jahrhunderts nach Ceylon (Sri Lanka) eingewanderten Tamilen werden als „Tee-Tamilen“ oder „Kandy-Tamilen“ bezeichnet. Ihre Wohn- und Arbeitsstätten liegen inselförmig im Siedlungsgebiet der Singhalesen im Plantagengebiet des Hochlandes. Sie leben seit eh und je friedlich mit allen Ethnien in dieser Region, arbeiten auf den Tee-Plantagen, pflegen ihre Obst- und Blumengärten, verkaufen ihre Produkte auf den Märkten, pflegen ihre Kultur, Religion und Traditionen.
Fotos: © Michael Schulze
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Fotos: © Michael Schulze
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Wir haben die Menschen in Nuwara Eliya, wie überall auf unserer kleinen Rundreise als lebhaft und warmherzig kennengelernt: Tamilen, Singhalesen, Burgher – whatever?
Tamilen im 5. Jahrhundert vor Christi
Der Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen beginnt im 5. Jahrhundert v. Chr. In dieser Zeit erreichten „Löwenmenschen“ oder Singhalesen (sinha – Löwe) aus Nordindien Sri Lanka. Ihr Anführer Vijaya lies sich zum König krönen. Er regierte von 543-504 v. Chr. Und gilt als der erste König von insgesamt 186 singhalesischen Königen. Etwa zeitgleich begannen die Einwanderungswellen der südindischen Tamilen in den Norden Sri Lankas. Das Zentrum ist die Jaffna-Halbinsel. Deshalb werden sie auch Jaffna-Tamilen genannt. Sie forderten im Laufe der Geschichte auch ihr Recht als Herrscher und so wechselten singhalesische und tamilische Könige nach blutigen Auseinandersetzungen.
Die Ureinwohner der Insel, die „Weddas“ mischten sich mit Singhalesen und Tamilen, wurden somit fast völlig „aufgesogen“. Zwischen Singhalesen (Buddhisten) und Tamilen (Hinduisten) kam es zu keiner Vermischung. So ziehen sich die Konflikte dieser beiden Volksgruppen von der Vergangenheit 500 v.Ch. bis in die Gegenwart.
Tamilen der Gegenwart
Jaffna-Tamilen und Kandy-Tamilen pflegen wegen der Kastenschranken und des sozialen Unterschieds kaum Kontakt miteinander.
In den Regierungsphasen nach der Unabhängigkeit 1948 hatte die von Singhalesen dominierte Zentralregierung mit ihrer Gesetzgebung immer wieder die tamilische Minderheit benachteiligt. Neben der oben geschilderten Historie auch ein Grund, dass sich tamilische Separatisten, der „Tamilische Tiger“ formierte und es zwischen 1983 und 2009 zum offenen Bürgerkrieg in Sri Lanka kam.
Inzwischen besteht ein stabiles, demokratisches System. Die Regierung ist um Gleichberechtigung aller Ethnien bemüht. Wie schon in anderen Artikeln beschrieben und gezeigt, wird durch Dreisprachigkeit Singhalesisch, Tamil und Englisch an Schulen und im öffentlichen Leben das Miteinander gefördert. Wir haben mit einigen Menschen, vor allem jungen Menschen gesprochen, die sehr froh und glücklich über diese Entwicklung sind. Das Land ist dabei seine eigenen, politischen Probleme in den Griff zu bekommen.
Fotos: © Michael Schulze
Zehn Jahre, eine kurze Zeit der Hoffnung und Zuversicht, auf dem Weg den uralten Konflikt zwischen den zwei ethnischen Hauptströmungen zu lösen. Da trifft ein so sinnloses, menschenverachtendes Handeln wie das Attentat im April 2019 diesen kleinen Inselstaat besonders hart.
Die weltweiten Probleme des Extremismus schüren nun auch in Sri Lanka neue Hasswellen zwischen unterschiedlichen Volksgruppen, aktuell richtet sich die Wut gegen die Moors, so wird die muslimische Minderheit genannt.
Die Moors, so nannten die Portugiesen arabische und persische Einwanderer. Sie kamen als Händler und haben sich ausschließlich in den Küstenstädten angesiedelt. Ihre bevorzugte Sprache ist Tamil, jedoch gehören sie der islamischen Religion an.
„Blue Train“
Nach diesem kleinen geschichtlich-politischen Schwenk steigen wir endlich in den Zug, nicht irgendeinen, sondern in einen der berühmten blauen Züge. Mit dieser abenteuerlichen Reisemöglichkeit erkunden wir die natürliche Schönheit der wohl schönsten und einzigartigsten Bahnstrecke.
Fotos: © Michael Schulze
Da Nuwara Eliya keinen eigenen Bahnhof hat, starteten wir vom nächstgelegenen in Nanu Oya. Fahrer und Guide brachten uns dorthin, und da genug Platz im Auto war, nahmen wir noch ein lustiges, amerikanisches Paar mit. Problemlos hätten wir auch mit dem Bus, der alle 15 Minuten zwischen Nuwara Eliya und Nanu Oya pendelt, fahren können.
Mehrmals täglich geht es von Nanu Oya auf wahnsinnig schönen Strecken mit der Bahn nach Kandy oder in die andere Richtung über Ella nach Badulla.
Fotos: © Michael Schulze
Plant ihr so eine Zugfahrt?
Dann ist es sinnvoll, sich im Vorfeld ein Ticket zu sichern. Sind die Plätze ausgebucht, gibt es keine Reisemöglichkeit. Dann heißt es warten und hoffen, dass ihr Tickets für einen der folgenden Tage bekommt. Folgende Möglichkeiten gibt es Tickets zu buchen: am Tag vorher auf dem Bahnhof, besser noch ein paar Tage vorher über Hotel, Reisebüro oder Guides, die langfristige Variante über´s Internet. Wir nutzen die Gelegenheit unseren Guide bei der konkreten Reiseplanung vor Ort, darum zu bitten die Tickets zu organisieren. Wir empfehlen Tickets für die 2. oder 3. Klasse zu kaufen. Die Wagons der 1. Klasse sind klimatisiert und deshalb bleiben Fenster und Türen geschlossen. Wer fotografieren möchte, hat ein Problem. Die Fotos durch Fensterscheiben sind unbrauchbar. Wenn ihr also die einzigartige Schönheit und malerischen Perspektiven mit eurer Kamera erfassen wollt, dann wählt die 2. oder 3. Klasse. Deckenventilatoren, offene Fenster und Türen sorgen für frische Luft und gute Sicht. Die Aussicht ist atemberaubend.
Fotos: © Michael Schulze
Aus dem Nebelwald erscheinen schemenhaft Teeplantagen, hier und da tauchen vereinzelte Hütten auf, dann wieder ein Dorf mit fröhlich lärmenden Schulkindern, sonnenüberstrahlte Berge und Täler. Der lange Zug schlängelt sich durch Kurven. Es geht über Brücken und durch Tunnel, Vorsicht: Arme, Beine und Kopf nicht zu weit heraus hängen lassen! Die Tunnel sind eng, auch stehen Bäume nahe an der Zugstrecke.
Fotos: © Michael Schulze
Überhaupt, es macht riesig Spaß den Fahrtwind zu spüren. Die Profis stehen schon bei Abfahrt in den offenen Türen, fotografieren das Geschehen und die grandiosen Ausblicke.
Und noch einen Vorteil haben die 2. und 3. Klasse Wagons: Hier reisen die einheimische Familien. Sehr schnell hatten wir Kontakt mit diesen fröhlichen, warmherzigen Menschen, man rückt zusammen, tauscht Kekse, Obst und Süßigkeiten und redet miteinander.
Wir wählten eine der landschaftlich schönsten Strecken von Nanu Oya nach Ella und fanden die 3. Klasse durchaus komfortabel.
Michael und ich sind einer Meinung: Diese abenteuerliche Reisemöglichkeit mit einem „Blue Train“ hat uns einen Teil natürliche Schönheit der Insel gezeigt und wurde zu einer unvergesslichen Zugfahrt.
Stopp in Haputale
Bevor wir in Ella eintreffen, fasziniert uns noch der Stopp in Haputale. Es herrscht eine Betriebsamkeit, wusselig und dennoch entspannt. Das Besondere an diesem Ort ist seine Lage. Haputale liegt auf einem Bergrücken. Von hier kann man genauso weit ins Inland wie zur Küste blicken. 2010 ernannte der amerikanische Fernsehsender CNN Haputale zu einer der „25 meistübersehenden Destinationen“ in Asien.
Fotos: © Michael Schulze
Ankunft in Ella
So schön wie der Name ist vor allem die Umgebung dieses Städtchens, eine Perle unter den kleinen Ortschaften des Hochlandes. Hier begegnen uns viele Backpacker und Wanderlustige. Bergwanderungen könnt ihr von hier in alle Richtungen unternehmen und abends in gemütlichen Unterkünften Erlebnisse und Fotos austauschen.
Foto: © Michael Schulze
Video: Damith Dilshan
Interessiert euch, wie aus Teeblättern das schmackhafte Getränk entsteht?
Dann besucht eine Teefabrik. Wir fanden die Besuche einer Schwarztee-Fabrik und einer Grüntee-Fabrik sehr interessant.
Durch fachgerechte Führungen erfuhren wir viel über Pflanzung, Ernte, Verarbeitung, Qualität und Unterschied zwischen Black Tea und Green Tea.
Fotos: © Michael Schulze
Kostproben inbegriffen, haben uns selbstverständlich zum Kauf dieser köstlichen Tees veranlasst, Mitbringsel für unsere Kinder, teetrinkende Freunde und natürlich für uns. Bei jedem Schluck OPA erinnern wir uns an die schönen Erlebnisse der Reise.
Unsere Guides
Mit diesen lustigen Fotos möchten wir euch das herzliche Verhältnis zwischen unserem Guide Damish und Fahrer und Guide Gajan zeigen.
Auf dem Markt von Nowara Eliya entdeckten wir kleine, bunte, harte Teilchen. Was ist das?
Die Jungs: „Papedam“. Wir: “What?
Später in unserer Pension verwandelten Damith und Gajan die kleinen, harten, bunten Teilchen in Luftig-Knuspriges. Beim Naschen entspann sich ein Wortspiel aus dem Wort „Papedam“ und daraus ein Sprachkurs Singhalesisch-Deutsch und Deutsch-Singhalesisch. Wir hatten viel Spaß, weil wir uns gegenseitig ein paar witzige, unsinnige Sprüche gelehrt haben.
Fotos: © Michael Schulze
Wir können folgenden Kontakt empfehlen: http:// https://www.facebook.com/damith.shanz